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  • AutorenbildOlivia Grove

Rezension: "Unsere anarchistischen Herzen" von Lisa Krusche



《 R E Z I 》 "Unsere anarchistischen Herzen" von Lisa Krusche VÖ: 28. April 2021 ▪ ▪

Modern, berührend & intelligent - Zeitgeist 3.0


Die Autorin schreibt, das größte Kunstwerk ist das eigene Leben. Ich sage, ja und dieses Buch hier.

Es ist ein Spiegel der verletzten Gesellschaft, gar unserer Seelen.

Die beiden etwa siebzehnjährigen Protagonistinnen, Charles und Gwen, nehmen uns in der Ich-Perspektive mit in ihr Leben. Beide privilegiert und unglücklich, dabei geplagt von ihren jeweiligen psychisch-maroden Elternhäusern. Ich liebe die Perspektivwechsel und die kurzen Kapitel, ebenso die facettenreichen Sprach- und Textebenen. Selbst wenn ich zugeben muss, dass der Debütroman mit seinen 445 Seiten für mein Empfinden etwas zu lang ist, habe ich ihn in Warp-Geschwindigkeit innerhalb eines Tages gelesen.


Charles muss umziehen, gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem Bruder von Berlin in eine dörfliche Hippiekommune.

Gwen, eine verletzte Seele, das Rich Kid und ebenso Wannabe-Ghetto-Kid, rebelliert gegen ihre erkalteten Eltern, indem sie sich rumschlägt oder als "Beischlafdiebin" reichen Männern Geld klaut und spendet.

Und dann endlich, exakt in der Mitte des Romans, auf Seite 222, treffen die beiden Mädchen aufeinander ...


Charles über Gwen:

»Ein Mädchen in meinem Alter kommt rein. Sie sieht mythisch aus. Sie könnte eins dieser High-End-Pferdemädchen sein. Labels dezent, aber all over her body. Wie direkt aus Mitte hierher gebeamt. Nur ihre Haare. Zwar so seidig, als seien Shampoowerbungen doch keine Lüge, aber komplett weirder Schnitt. Richtig Punk.«

Durchdrungen ist dieser moderne Roman von Gesellschaftskritik, Weltschmerz, Einsamkeit, Freundschaft, Instagram, Tinder, Twitter, YouTube, Alkohol, Drogen, Sex und der für das Buch erfundenen Prügel-App Rumblr (Mischung aus Tinder & Fight Club).


»Unsere anarchistischen Herzen« fühlt sich an wie Brausepulver auf der Zunge und zieht dabei farbige Schlieren, wie bunte Smarties.

Wann endet die Inszenierung und wann beginnt die Authentizität?

"Du kannst alles fühlen, was du willst. Ich bin da."

Von mir gibt es fünf Sterne und eine klare Lese-Empfehlung.

⭐⭐⭐⭐⭐ ▪ ▪

кℓαρρєηтєχт:

//Zwei junge Frauen: Charles und Gwen. Charles muss mit ihren Post-Hippie-Eltern aufs Land ziehen und will da unter keinen Umständen hin. Auf einen Kiosk, eine Palme und das Internet ist zum Glück noch Verlass. Und Gwen? Sie wohnt ganz in der Nähe und führt dort unbemerkt ein wildes, schmutziges Leben, um dem Wohlstand ihrer Eltern zu entkommen. Das Geld, das sie den Jungs aus der Tasche zieht, während sie mit ihnen schläft, spendet sie. Dass die beiden sich kennenlernen, ist definitiv überfällig. Lisa Krusche erzählt in ihrem Debütroman »Unsere anarchistischen Herzen« von den Zumutungen des gegenwärtigen Lebens. Wie soll man eigentlich rebellieren, wenn sich alles schon verloren anfühlt? Was einem bleibt, ist die Freundschaft. Und die entwickelt eine explosive Kraft.//

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