Eric Stehfest: 9 Jahre Wahn: Mein Leben mit paranoider Schizophrenie – Die autobiografische Mischung aus Fakt und Fiktion des SPIEGEL Bestseller-Autors | Rezension
- Olivia Grove
- vor 11 Minuten
- 3 Min. Lesezeit
《 R E Z I 》
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Eric Stehfest: 9 Jahre Wahn: Mein Leben mit paranoider Schizophrenie – Die autobiografische Mischung aus Fakt und Fiktion des SPIEGEL Bestseller-Autors
Erschienen am 8. Oktober 2025 bei ZS - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe.
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„Überlebensmodus galore, 24/7 Stresslevel am Anschlag“
„Ich heiße Mackie. Und Eric. Welche Szenen zu wem gehören, was wahr ist und was erfunden, das überlasse ich ganz Ihnen und Ihrer Fantasie. Am Ende ist es auch völlig egal, was echt ist und was nicht. Denn erlebt habe ich alles.“ (S. 36)
– Selten hat jemand so radikal direkt gezeigt, wie zerfließend die Grenzen zwischen Realität, Wahn und Kunstfigur werden können.
Ich schaue kein Fernsehen, verfolge keinerlei Promi-Stories und habe auch Eric Stehfests frühere Bücher „9 Tage wach“ oder „Rebellen lieben laut“ nicht gelesen. „9 Jahre Wahn“ habe ich mir allein aus psychologischem Interesse vorgenommen – und war überrascht, wie nah, roh und zugleich poetisch mich diese Erzählung an die Erfahrung von Schizophrenie heranführt. Chapeau auch an den Lektor Carsten Tergast.
Ich wollte verstehen, wie sich eine Realität auflöst und wie jemand zwischen inneren Stimmen versucht, sich selbst treu zu bleiben. Und schon auf den ersten Seiten macht er klar, dass es hier nicht um eine wohltemperierte Lebensbilanz geht, sondern um nacktes Überleben.
Stehfest zerlegt die eigene Wirklichkeit und baut sie als Theaterstück wieder auf. Seine Sprache ist dabei so körperlich wie seelisch:
„Er hat gelernt: Hat er zu viel Dopamin, beginnen die Wahnvorstellungen. Hat er zu wenig, will er nicht mehr weiterleben.“ (S. 13)
„Völliger Wahnsinn. Boshafte Trauer und panische Todesangst durchfluten ihn.“ (S. 26)
– Solche Sätze sind keine Pose, sondern explosive Momentaufnahmen in ein Bewusstsein, das sich selbst kaum halten kann.
Stehfest zeigt schonungslos, wie Reality-TV seine Wahrnehmung dominiert hat. Während für andere „die Kameras nach der Show verschwanden“, blieben sie für ihn präsent: „Für Eric sind sie einfach geblieben und beobachteten ihn weiterhin.“ – selbst als die Show vorbei war. Aus Entertainment wurde Dauerüberwachung, aus Inszenierung eine Realität, die ihn nicht mehr losließ.
Fazit:
Dieses Buch ist keine einfache Autobiografie. Es ist ein Grenzgang zwischen Psychose und Performance, zwischen biografischer Wahrheit und künstlerischer Fiktion. Radikal ehrlich, literarisch verdichtet, verstörend eindringlich – und der Versuch, eine neue Dimension einzuschlagen.
„Niemand darf den Namen dieses Ortes laut aussprechen. Es ist verboten, ihn in der Öffentlichkeit zu erwähnen. Psychiatrie. Klingt wie ein Fehler in der Matrix.“ (S. 19)
⭐⭐⭐⭐⭐
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