《 R E Z I 》
Myriam Lacroix: Die unendlichen Möglichkeiten der Liebe: Roman
VÖ: 7. September 2024, Tropen Verlag
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Abgefuckt, auf eine kannibalische Art und Weise!
🧠🎭🪞 Achtung! Lasst euch nicht von dem wunderschönen Cover blenden!
»Kennt ihr Freud?« [...]
»Der war davon überzeugt, dass ein Trauma körperlich immer wieder neu inszeniert wird, so lange, bis ein vollständiges, kohärentes Narrativ daraus geworden ist. Durch Therapie zum Beispiel.« (S. 62)
»Die unendlichen Möglichkeiten der Liebe« ist ein Mosaikroman, der die Liebesbeziehung von Myriam und Allison in einer Reihe alternativer Realitäten immer wieder neu gestaltet und erfindet – in Welten, in denen das Reale und das Surreale miteinander verschmelzen und jede Perspektive die Beziehung anders beleuchtet.
Die Idee, eine Liebesgeschichte immer wieder neu zu erzählen, fand ich spannend, aber die Umsetzung hat mich nicht gepackt und zum Teil verstört.
Lacroix' Schreibstil ist sehr gut und bricht die Grenzen des Erzählens auf überraschend kreative Weise. Lacroix muss aber noch stärker aus der Masse herausstechen – doch fragt man sich: zu welchem Preis??
Um jeden Preis, verdammt!
Trotz aller Lobeshymnen hat mich dieses Buch auf die denkbar unangenehmste Weise umgehauen. Ich hätte mir eine Inhaltswarnung gewünscht! 🤢
Denn nach dem schockierendsten und verstörendsten zweiten Kapitel (❗Triggerwarnung: Kannibalismus) konnte ich mich kaum noch auf die restlichen Geschichten der Folgekapitel konzentrieren.
Queer, polarisierend und erfrischend?
Nein, in Wahrheit ist es mehr als nur skurril: Es ist pervers, verstörend, experimentell, ekelerregend, symbolisch, grotesk.
Das lernt man also in Kreativem Schreiben an der University of British Columbia und der Syracuse University?
❗ Kritik an Kapitel 2: »Zuckerhase«, die Romantisierung von Kannibalismus ❗
In einer Welt, in der man überhaupt keine Verschwörungstheorien mehr heranziehen muss, um die Wirklichkeit dieser bereits existenten Gewalt in unserer Gesellschaft zu verstehen, weil die Täter und Täterinnen längst nach ihrem Gusto leben; kritisiere ich scharf die stark verstörenden Elemente in diesem Kapitel, deren Grundgedanken-Essenz an makabre sadistische Rituale und satanistisch-okkulte Praktiken erinnern.
Allein die bloße Idee schockiert nicht nur, sondern befeuert auch eine ungesunde Faszination, die die moralische Fragwürdigkeit dieser Szenen deutlich macht.
»Es war nicht ganz unproblematisch, Sachverhalte surreal darzustellen, die sowieso schwer zu begreifen waren.« (S. 44)
Myriam schreibt also an ihrer Masterarbeit über Trauma und den Missbrauchszyklus in verschiedenen Werken des Realismus, während ihre Freundin Allison Überstunden im Callcenter schiebt. Im Laufe der Story bekommt das lesbische Liebespaar einige Kinder.
Wenn die Muttermilch der schwangeren Freundin und die Plazentapillen nicht mehr kicken, verliert man sich also in der Fleischeslust der eigenen Kinder?
»Natürlich nahmen wir auch kleine Kostproben von den Kindern [...].«
[...]
»[...] legten wir in eine Petrischale und führten später, wenn die Kinder schliefen, eine Degustation durch. Es war potenter Stoff. Ein bisschen [...], und wir gingen durch die Decke wie eine Rakete und liebten uns die ganze Nacht zwischen den Sternen.« (S. 52)
Degustation bedeutet Verkostung. Im Kontext des Zitats klingt die Verwendung des Wortes besonders verstörend, da es auf die absurde und makabre Idee anspielt, das »Fleisch« der eigenen Tochter zu verkosten und es als Aphrodisiakum zu missbrauchen.
Das kleinste Kind Kiki wird »zum Anbeißen süß« beschrieben: mit Wangen, die wie große geschmolzene Marshmallows aussahen.
❗ Es gibt Grenzen! Ich appelliere an den gesunden Menschenverstand, dieses Kapitel nicht als kreativen Literaturexzess abzutun. Was muss noch geschehen, damit wir uns dem Unbehagen stellen, das die Romantisierung von Kannibalismus und die verstörenden Darstellungen in dieser Erzählung hervorrufen? Gibt es erst einen Aufschrei, wenn neben den kannibalistischen Themen auch noch die S3xualisierung von Kindern on top kommt?
In einer Welt, in der die Realität bereits grausam genug ist, müssen wir die Kunst des Erzählens solcher perversen Entgleisungen kritisch hinterfragen!
Von mir gibt es eine klare Lesewarnung. Lest dieses Buch nicht! Unterstützt es nicht! Danke. 🙏
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