《 R E Z I 》
Percival Everett: James
VÖ: 18.03.2024, Hanser
Aus dem Englischen übersetzt von Nikolaus Stingl.
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Eindringliche Neuinterpretation vs. Missing Link zu authentischen Sprachwelten
Mit Percival Everetts „James“ entsteht eine eindringliche Neuinterpretation von Mark Twains amerikanischem Literaturklassiker „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“.
Diese Version erzählt die Geschichte aus der Perspektive von Jim, einem versklavten afroamerikanischen Charakter, der im Missouri der 1840er Jahre lebt.
Die Figur Jim und die Story fungieren als Symbol für individuelle Freiheit, moralische Integrität und Freundschaft, und stellen die gesellschaftlichen Vorurteile dieser Zeit in Frage. Es gibt sogar Momente der Rache und Vergeltung, die an Szenen aus „Django Unchained“ erinnern.
Im Mittelpunkt des Romans steht ebenso eine spezielle Ausprägung des Südstaatenenglisch, die im 19. Jahrhundert von Schwarzen gesprochen wurde.
„Und wenn sie einen nicht verstehen?“, fragte Lizzie.
„Das ist in Ordnung. Sie sollen sich ruhig anstrengen, einen zu verstehen. Nuschelt irgendetwas, das verschafft ihnen die Genugtuung, euch sagen zu können, dass ihr nicht nuscheln sollt. Sie genießen es, euch zu verbessern und zu glauben, dass ihr dumm seid. […]“ (S. 26)
Der Übersetzer Nikolaus Stingl hat nun versucht, diese speziellen sprachlichen Eigenheiten mithilfe eines künstlichen Dialekts in der deutschen Übersetzung nachzubilden.
Jedoch bleibt festzuhalten, dass das englische Original wohl für viele Leser die authentischere Erfahrung bieten dürfte.
Für mich persönlich war es nämlich schwierig, in diese neue Sprachwelt hineinzufinden.
„Aber was sagst du ihr morgen, wenn sie dich fragt, ob es dir geschmeckt hat?“, fragte ich.
Lizzie räusperte sich. „Miss Watson, dassja ma n Cornbread, wie ich's noch nie in meim Leem gegessn hab.“
„Probier's mit ‚wo ich‘“, sagte ich. „Das wäre die korrekte falsche Grammatik.“ (S. 16)
„James“ von Percival Everett ist ein intensives Werk, das die Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten der Sklaverei eindrücklich darstellt, angereichert mit Elementen von Satire, Action, Schmerz und Leid.
Am Ende spürt man, wie nachdenklich uns dieser Roman zurücklässt.
Ebenso lässt mich das Gefühl nicht los, dass ich gerade wegen der Wirklichkeitsnähe und Authentizität des so bedeutsamen Südstaaten-Dialekts das Buch vielleicht doch lieber im englischen Original erlebt hätte.
⭐⭐⭐⭐
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