Nike Hilber: Psychotherapie ohne Fachgedöns*: Therapiemomente miterleben und für die eigene Entwicklung nutzen | Rezension
- Olivia Grove
- vor 6 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
《 R E Z I 》
▷ Du willst direkt zum Buch? Klick auf das Cover!
Nike Hilber: Psychotherapie ohne Fachgedöns*: Therapiemomente miterleben und für die eigene Entwicklung nutzen | *wissenschaftlich fundiert, verständlich formuliert
Erschienen am 26. März 2025 im Kösel-Verlag.
• •
Wenn das Unsagbare Raum bekommt & warum dieses Buch uns alle betrifft
"Psychotherapien sind Schutzräume, in denen das Unsagbare sagbar werden kann. In denen das Unfühlbare fühlbar werden kann. In denen das Undenkbare denkbar werden kann. Und in denen das Unvorstellbare vorstellbar werden kann." (S. 7)
„Psychisch krank? Ich doch nicht.“
Ein Satz, den viele denken – bis das Leben eine andere Sprache spricht.
Doch früher oder später können wir alle zu Patienten werden, denn eine Garantie für psychische Gesundheit gibt es nicht.
Was trocken klingt, ist bittere Realität: Millionen Menschen leiden – oft still, oft unerkannt. Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 9.200 Menschen durch Suizid – das sind mehr als durch Autounfälle, Drogen und AIDS zusammen. Eine stille Tragödie, die zeigt: Psychische Erkrankungen sind keine Randerscheinung. Sie sind mitten unter uns.
Dieses Buch schaut nicht weg. Es schaut hin. Und es zeigt, warum wir alle betroffen sind – oder es eines Tages sein könnten.
Denn wie wir heute lieben, streiten oder uns binden, hängt stark davon ab, was wir in früheren Beziehungen (Eltern, Partnerschaften, Freundschaften) erlebt und oft nie wirklich verarbeitet haben.
Beispielsweise reagieren wir manchmal auf eine Situation emotional besonders intensiv, weil sie alte, unbewältigte Erfahrungen wachrüttelt. Was dann schmerzt, ist nicht nur das Jetzt, sondern ein tief verankerter Kernschmerz, der in uns schlummert.
Nike Hilber widmet ihre „Therapiemomente zum Miterleben“ fünf zentralen Themen: Angst, Scham, Einsamkeit, Schmerz und Wut. In diesen Kapiteln kommen fiktive Patienten als authentische Fallbeispiele aus dem psychotherapeutischen Alltag zu Wort.
Dabei zeigt sie eindrucksvoll, welche Dynamiken entstehen, wenn wir unseren emotionalen Ballast über Jahre hinweg hinunterschlucken und totschweigen.
Mit gerade mal 184 Seiten ist das Buch überschaubar – doch insbesondere die Einblicke in die Lebenswelten der Betroffenen hätten pointierter gestaltet sein können.
Fazit:
Insgesamt empfehle ich „Psychotherapie ohne Fachgedöns“ aufgrund des klaren, leicht zugänglichen Stils und der unverkrampften Sprache besonders Neueinsteigern, die ohne Fachjargon und ohne tiefgehende Komplexität einen unkomplizierten Zugang zum Thema suchen.
Gleichzeitig liefert es auch für Psychologie-Enthusiasten vereinzelt inspirierende Ansätze und überraschende Impulse, die neue Perspektiven eröffnen und zum Nachdenken einladen.
⭐⭐⭐⭐
• • •