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Patric Gagne: Soziopathin: Meine Geschichte - Der New York Times-Bestseller | Rezension x KRITIK | đŸŽ„ Jetzt mit Video-Rezension!

  • Autorenbild: Olivia Grove
    Olivia Grove
  • vor 6 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 5 Tagen

《 R E Z I 》


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Patric Gagne: Soziopathin: Meine Geschichte - Der New York Times-Bestseller

Erschienen am 26. MĂ€rz 2025 im Goldmann Verlag. ‱ ‱

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Thumbnail zur Buchrezension Soziopathin – Meine Geschichte von Patric Gagne: Review zur Neuerscheinung 2025 ĂŒber Soziopathie, emotionale Leere und antisoziale Persönlichkeitsstörung


Wie authentisch kann eine privilegierte Perspektive sein, wenn sie fĂŒr universell gehalten wird?



„Deine Freunde wĂŒrden mich wohl als nett bezeichnen. Aber weißt du was? Ich ertrage deine Freunde nicht. Ich bin eine LĂŒgnerin. Ich bin eine Diebin. [...] Ich bin hochgradig manipulativ.“ (S. 13)

 


Was, wenn du keine Angst kennst? Kein MitgefĂŒhl, keine Reue – nur innere Leere. In „Soziopathin“ erzĂ€hlt Patric Gagne, wie sie genau damit lebt – und was das ĂŒber uns alle verrĂ€t. Keine GefĂŒhle, aber ein scharfer Blick auf eine Welt, die Empathie voraussetzt.

 

„Meine Apathie war wie ein Drache, den man regelmĂ€ĂŸig fĂŒttern musste. Wenn ich ihn ignorierte, wĂŒrde er mich auffressen.“ (S. 172)

 

Gagne reflektiert nicht nur ĂŒber ihre eigene Apathie, sondern sucht aktiv nach ErklĂ€rungen: Denn viele Forscher sehen in diesem Mangel an Emotionen den Ursprung ihres aggressiven und zerstörerischen Verhaltens. Das unterbewusste Verlangen, endlich etwas zu fĂŒhlen, zwingt Soziopathen dazu, ihre Leere in gewalttĂ€tige Taten umzusetzen und sich so auszuleben.

 

„Psychopathen und Soziopathen sitzen im selben Boot, weil sie kontinuierlich nach etwas Ausschau halten, mit dem sie Nervenbahnen verknĂŒpfen können. Um zu fĂŒhlen. Deshalb verhalten sie sich so destruktiv, deshalb sind sie so gefĂ€hrlich.“ (S. 153-154)

 

~~~

 

Zu Beginn sog ich jede Seite auf – getrieben von meiner Psychologie-Passion, sprang ich neugierig von Passage zu Passage. Doch etwa ab der HĂ€lfte kippte meine Faszination in ErmĂŒdung und aus Studieren wurde ein Überfliegen: 432 Seiten Selbstinszenierung, getragen von einem Ego, das offenbar ebenso unbegrenzt ist wie die Ressourcen der Autorin.

 

Reich, weiß, Tochter eines erfolgreichen Musikmanagers – ihr upper class „KĂŒstenmilieu“ ist weniger LebensrealitĂ€t als glossy Kulisse. Aufgewachsen in einem wohlhabenden Viertel von Los Angeles (Coldwater Canyon), mit Blick auf die Hollywood Hills, Zugang zu exklusiven Hollywood-Kreisen, Partys in der Playboy Mansion.

 

Wer so lebt, hat den Luxus, sich jahrelang mit der eigenen Diagnose zu beschĂ€ftigen – und ein Buch darĂŒber zu schreiben, das am Ende mehr ĂŒber das eigene Selbstbild erzĂ€hlt als ĂŒber die Störung selbst. Es geht weniger darum, wie Soziopathie wirklich erlebt wird, als darum, wie Patric Gagne gesehen werden möchte: als faszinierender Ausnahmefall, als Missverstandene mit Tiefgang, als RĂ€tsel mit Glamourfaktor.

 

NatĂŒrlich ist dieses Privileg nicht ihre Schuld. Aber dass es kaum je reflektiert wird, hinterlĂ€sst einen schalen Beigeschmack – zumal sich vieles im Buch liest, als wĂŒrde sie fast genĂŒsslich aufzĂ€hlen, wie oft sie mit fragwĂŒrdigem Verhalten (und kleineren Verbrechen) davonkommt.

 


Was anfangs intim wirkt, entpuppt sich zunehmend als Monolog mit Publikumspflicht. Jeder Dialog, jede Erinnerung scheint millimetergenau inszeniert, um sie als einsame AufklĂ€rerin im Kreis von Ahnungslosen zu zeigen. Nach einigen Kapiteln fragt man sich unweigerlich, ob sie je ein GesprĂ€ch gefĂŒhrt hat, das nicht um ihre Diagnose kreiste.

 

Patric Gagne erzĂ€hlt und erzĂ€hlt, loopt um immer gleiche Anekdoten, als wolle sie weniger vermitteln, wie es ist, mit einer soziopathischen Wahrnehmung zu leben, als mich krampfhaft davon ĂŒberzeugen, dass sie tatsĂ€chlich eine Soziopathin ist.

 

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„Massenmedien brandmarkten Soziopathen mit nur wenigen Ausnahmen als verabscheuenswerte Bösewichte.“ (S. 160)

„Tief in den Forschungsregalen fand ich diverse Studien, die darauf hinwiesen, dass Soziopathen nicht wirklich Monster seien, die nur auf Zerstörung aus waren. Sondern dass sie Menschen seien, deren angeborenes Temperament es ihnen erschwerte, erlernte soziale GefĂŒhle – wie Empathie und Reue – zu internalisieren, es aber nicht unmöglich machte.“ (S. 160)

 

Patric Gagne reißt in dieser Passage den Mythos vom „bösen Soziopathen“ ein und zeigt, wie falsch das Bild ist, das Medien zeichnen. Statt Monster mit leerem Blick begegnen wir Menschen, die mit einem schweren Start ins emotionale Leben kĂ€mpfen. Die Diagnose wird nicht zum Urteil, sondern zur Einladung: hinzuschauen, zu verstehen – und Vorurteile zu verlernen.

 

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Fazit:


Ich hĂ€tte mir gewĂŒnscht, dass diese Autobiografie mehr Echtheit, Selbstreflexion und Mut zur Verletzlichkeit zeigt – statt einer Dauerperformance zwischen Brillanz, Egozentrik und Selbstverliebtheit.

 

Am Ende bleibt „Soziopathin“ ein SelbstportrĂ€t in Dauerschleife.

Was als Hilfe fĂŒr andere gedacht war, bleibt fĂŒr mich persönlich seltsam leer.

 

Lehrreich ist hier höchstens, wie eng eine privilegierte Perspektive sein kann, wenn sie fĂŒr universell gehalten wird.

 

 

+++

 

Disclaimer: Der Begriff Soziopath ist kein offizieller klinischer Begriff im DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen). Stattdessen spricht man dort von einer “antisozialen Persönlichkeitsstörung“ (ASPD). Soziopath wird oft als umgangssprachlicher Begriff verwendet, teils synonym mit Psychopath, wobei in der Fachliteratur Unterschiede diskutiert werden.


Der im Buch auf Seite 165 aufgestellte Vergleich – 5 % der Bevölkerung seien Soziopathen, etwa so viele wie Menschen mit Panikstörungen – ist allerdings nicht korrekt: Studien schĂ€tzen die antisoziale Persönlichkeitsstörung auf 1–4 %, Panikstörungen auf 2–5 %. Die Zahlen ĂŒberlappen sich zwar – sind aber weder identisch noch eindeutig vergleichbar.



⭐⭐⭐







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//      »ICH BIN EINE LÜGNERIN.
ICH BIN EINE DIEBIN.
ICH BIN HOCHGRADIG MANIPULATIV.«

Schon als kleines Kind weiß Patric Gagne, dass sie anders ist. Sie liebt ihre Familie, empfindet GlĂŒck und Wut, doch Emotionen wie Reue, Scham oder MitgefĂŒhl sind ihr fremd. Als Heranwachsende beginnt sie zu stehlen, beobachtet fremde Menschen durch KĂŒchenfenster, verletzt eine MitschĂŒlerin – und fĂŒhlt nichts dabei.
In diesem bewegenden Memoir entfaltet sich die Geschichte einer Frau, die mit dem Stigma ihrer Diagnose ringt und gleichzeitig versucht, Beziehungen aufzubauen. Als sie ihre Jugendliebe wiedertrifft, öffnet sich eine TĂŒr zu einer Welt, in der Hoffnung und Liebe möglich sind. Kann Patric die Ketten ihrer Vergangenheit sprengen und das Monster in ihrem Inneren zĂ€hmen?
»Sie ist fesselnd, wie eine Filmfigur – eine Soziopathin, die schön, warmherzig und witzig, wortgewandt und charmant ist« THE GUARDIAN //




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