《 R E Z I 》
Tríona Walsh: Nachtwald: Thriller | Wem kannst du vertrauen, wenn es dunkel wird? Der atmosphärische Thriller aus Irland
VÖ: 27. November 2024, Fischer Verlag
Aus dem Englischen übersetzt von Birgit Schmitz.
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Slow-Burning Thriller mit aufgebläht nervigem Ende, das alles ruiniert
Die Idee hinter dieser Geschichte hat mich sofort gepackt, und das erste Kapitel zog mich hinein in einen elektrisierenden Lese-Sog. Ja, ich war komplett hooked, gehyped und so gespannt!
Doch je weiter ich las, desto mehr flaute die Begeisterung ab – die Handlung schlich voran wie ein müder Wanderer, und viele Interaktionen wirkten auf mich unrealistisch. Einige Dialoge klangen, als hätte jemand versucht, echte Gespräche zu imitieren, aber den Funken Leben vergessen.
Verpasste Chancen und Klischees
Lizzie, die Hauptfigur, war mein einziger Halt in diesem merkwürdigen Durcheinander. Sie war greifbar, echt, lebendig. Der Rest? Wie Puppen – fast roboterhaft, ohne echte Emotionen oder nachvollziehbare Entscheidungen, die sich an ihr Drehbuch klammern – steif, vorhersehbar, ohne Seele.
Die Geschichte hätte so viel mehr sein können. Stattdessen verfiel sie in bekannte Muster: eine zerrissene Familie, Kinder, die vor Wut kochen, und eine toxische Dynamik, die in Geheimnissen und Schweigen mündet.
Das enttäuschende Finale
„Nachtwald“ hätte das Zeug gehabt, wirklich zu glänzen, aber ab einem bestimmten Punkt der Auflösung hatte ich mit einem Schlag überhaupt keine Lust mehr weiterzulesen (überflogen habe ich es natürlich trotzdem).
Die letzten knapp 50 Seiten waren viel zu langatmig, erklärend, nervig und haben für mich persönlich alles ruiniert.
Zu oft dachte ich mir: Echt jetzt?
Am Ende hätte ich das Ende am liebsten übersprungen und hätte sicher nicht das Gefühl gehabt, wirklich viel verpasst zu haben.
Rückblick: Lizzies Suchtverhalten
Doch lass uns mal zurück zum Anfang gehen. Gleich zu Beginn ist mir etwas aufgefallen: Lizzie, frisch aus dem Entzug, muss die Hochzeit ihrer Mutter mit ihrer brandneuen Familie in einem alten Herrenhaus mitten im Wald feiern.
Was mich dabei besonders irritierte, war die Darstellung von Lizzies Suchtverhalten. Hier hätte ich mir definitiv mehr Feingefühl und eine sorgfältigere Recherche gewünscht, um diesen Aspekt realistischer und sensibler anzugehen. Stattdessen wirkt es eher klischeehaft.
Gerade der heutige Zeitgeist, in dem Suchtproblematiken in Filmen, Musik und Büchern überpräsent sind, verlangt nach mehr Tiefe und Lebensnähe.
„Früher hätte sie sich längst auf die Suche nach irgendwas gemacht. Vorzugsweise Alkohol, aber zu einem Joint oder Aufputschmitteln hätte sie auch nicht nein gesagt. Sie war nie wählerisch gewesen.“ (S. 80)
– Ein Zitat, das erschreckend oberflächlich bleibt und die komplexen Dynamiken einer Sucht völlig ignoriert.
Süchtige haben meist eine klare „Substanz der Wahl“ und suchen gezielt nach spezifischen Effekten. Statt diese Realität authentisch darzustellen, bedient sich die Autorin des Klischees, dass Süchtige wahllos alles konsumieren – ungeachtet der völlig gegensätzlichen Wirkungsspektren von Alkohol, Cannabis oder Stimulanzien. Diese plakative Denkweise wird der Ernsthaftigkeit des Themas nicht gerecht und schwächt die Glaubwürdigkeit der Geschichte.
Fazit:
Wenn du bereit bist, all deine Überzeugungen über Bord zu werfen und einfach nur etwas lesen willst, das etwas Geheimnisvolles an sich hat, dann ist dieses Buch genau dein Ding.
Für mich allerdings hat das überladene, nervige Ende die Faszination dieses Nachtwaldes ruiniert.
Ein Slow-Burning Thriller, der stark beginnt, dann aber im Unterholz stecken bleibt.
⭐⭐⭐
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